Auf der Kippe

Tiroler Volkskunstmuseum beleuchtet Tabak-Konfliktgeschichte.

Im Tiroler Volkskunstmuseum in Innsbruck wird bis 10. November die ungewöhnliche und interessante Ausstellung „Auf der Kippe - Eine Konfliktgeschichte des Tabaks", gezeigt, zu der auch eine um Euro 24,90 erhältliche Begleitpublikation erschienen ist.

Naturgemäß standen bei der Eröffnung am 21. Februar die Themen wie Tabak und Rauchen im Mittelpunkt der Reden von Volkskunstmuseumsleiter Karl C. Berger, dessen Mitarbeiterin Anna Engl, Ausstellungskurato Günther Moschig und Landesmuseumsdirektor Wolfgang Meighörner. Der Liedermacher und Literat, Nino aus Wien, sorgte für die musikalische Umrahmung.

Seit das Tabakrauchen im 16. Jahrhundert den europäischen Kontinent eroberte, war diese aus Amerika importierte Kultur immer wieder Gegenstand von Auseinandersetzungen.

Zunächst aber schätzte man die Pflanze als Heilmittel. Viele Ärzte empfahlen sie als Medizin gegen Schmerzen, Geschwülste, Bronchitis und sogar gegen die Pest. Studenten riet man, möglichst viel Tabak zu rauchen, das beruhige die Nerven und sei gleichzeitig gut für die Konzentration. Aber schon bald regte sich Widerstand, etwa von Seiten der Kirche, die das Tabakrauchen als Sünde geißelte, als verdammenswerte heidnische Brandopfer.

Zwischen tödlicher Krankheit und exotischem Genuss, zwischen lebenslanger Gesundheit und hedonistischem Lifestyle ist der Konsum von Tabak inzwischen weltweit zum Streitfall geworden. Dabei galt Tabak nach seiner Entdeckung in Südamerika als Heilmittel, eroberte als Genussmittel sehr rasch Europa, dann den Nahen Osten, Südostasien, China, Japan und schließlich Afrika.

2018 wurde in Österreich das bereits beschlossene Ge­setz zum generellen Rauchverbot in der Gastronomie und in öffentlichen Räumen wieder aufgehoben. Spätestens seit Irland, Norwegen und Italien 2004 dieses Rauchver­bot ausgesprochen haben, ist Rauchen in den Medien, bei gesundheitspolitischen Diskussionen und an den Stammtischen als Thema ein Dauerbrenner. Der damit verbundene soziale Paradigmenwechsel dient als Anlass für eine Ausstellung zum Thema Rauchen oder Nicht­rauchen. Die Kulturgeschichte des Rauchens ist immer auch eine Geschichte der Konflikte zwischen Rauchern und Antirauchern. Der Tabak sah sich seit seiner Einfüh­rung in Europa immer wieder mit Antitabakbewegungen konfrontiert. Seit den 1980er-Jahren wird Rauchen fast ausschließlich unter dem Gesundheitsaspekt diskutiert. Dabei werden Kulturleistungen, die mit Tabak und des­sen Konsum in Verbindung stehen, gänzlich ausgeblen­det. Rauchen ist aktuell nicht mehr nur eine individuelle Handlung, sondern berührt weitreichende soziale und kulturelle Fragen. Die Ausstellung folgt einerseits dem dialogisch-kontroversiellen Prinzip von Für und Wider Rauchen und geht andererseits der Vielfalt dieser Fragen nach. Es geht um Themen wie Moral, Genuss, Macht, Ge­sundheit, Rauch, Kultur, Geschlechterverhältnis und Zeit.(Dr. Heinz Wieser)

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