Noch bis 14. Jänner präsentiert der Künstler Markus Wörgötter Plastiken aus Gips, Bronze und Textil im Tiroler Volkskunstmuseum. Inmitten der historischen Stuben sorgen die „Affektprobanden“ für Irritation und hinterfragen ihre Umgebung als museale Inszenierung.
Die Ausstellung, durch die der Künstler selbst am 13. Jänner die mit Obfrau Herlinde Keuschnigg erschienenen Mitglieder des Freundeskreises und des Forum Land führte, präsentiert Plastiken von Markus Wörgötter aus den Jahren 2015 bis 2023. Dem Betrachter begegnen groteske Mischwesen aus Gips oder schwarz patinierter Bronze, die in aufwändige Kostüme eingenäht, Allegorien verkörpern.
Die Stuben aus dem 16. bis 18. Jahrhundert mutieren zu Bühnen und Resonanzräumen dieser seltsamen Gestalten, die eine Genese verkörpern, in der Zeit und Affekt nichtlinear verwoben sind. Die Scheinarchitektur der musealen Inszenierung der Räume wird durch die Öffnung einzelner Stubenfenster gezielt als Kulisse entlarvt und der Blick auf ungeahnte Unterkonstruktionen und Revisionsgänge freigegeben. Dieser Freilegung der Illusion einer neutralen Innen- und Außenwelt entsprechen die von der Bürde unserer Geschichte durchdrungenen und geformten Gestalten, die als anthropomorphe Probanden agieren. Ihre Körper transzendieren in der Verschränkung von Archetyp und beklemmend singulärer Individualität zu mythischen Leibern.
Die Ausstellung fungiert als doppeltes Intermedium: Historischer Raum und Plastiken treten in eine wechselseitige Spannung von Zeigen und Verbergen, Öffnen und Schließen, Integration und Isolation: Zwischenwesen bewohnen Zwischenräume. In den Gängen werden Zeichnungen und in den Wandvitrinen Archivalien gezeigt, die aus eigenen Beständen stammen.
Markus Wörgötter rückt die 14 aus Tirol, Südtirol und dem Trentino stammenden und anlässlich der Eröffnung de Museum 1929 eingebauten Stuben dabei mehr denn je auch als inszenierte Museumsobjekte in den Fokus.
Dr. Heinz Wieser
Foto: Markus Wörgötter, Weisser Fisch 2023, Bleistift auf Papier
