Wie in einer Höhle aus Tuffstein und Schiefer fühlt man sich in der Eremitage des Kapuzinerklosters in Innsbruck. Das einzigartige Ensemble von 11 Räumen hat sich Erzherzog Maximilian III. (1558-1618) um 1615 als Rückzugsort erbauen lassen. Er war von 1612 bis 1618 Landesfürst von Tirol, der erste weltliche Hochmeister des Deutschen Ordens und ist im Presbyterium des heutigen Innsbrucker Domes beigesetzt. Diese Eremitage als besonderer Ort gehört zu den seltsamsten Raumschöpfungen in Tirol und stellt ein wichtiges Denkmal der Gegenreformation und der damaligen Frömmigkeit dar. Auch ist er durch seine Form und Ausstattung eine der außergewöhnlichsten Raumensembles in Tirol.

Mitglieder des Freundeskreises des Tiroler Volkskunstmuseums und des Forum Land statteten am 30. Juni dieser sehenswerten Stätte einen Besuch ab. Manfred Massani, der Bibliothekar und Archivar des Klosters, der seine Gäste durch Kloster, Archiv und Bibliothek führte, erzählte, dass bis in die 1960er-Jahre die Einsiedelei nur über eine Leiter erreichbar war. Ganz anders im Jahre 1595: Denn die Gründerin des Kapuzinerklosters, Erzherzogin Anna Katharina von Gonzaga, ließ sich einen hölzernen Übergang von der Hofburg ins Kapuzinerkloster bauen, wo sie sich eine eigene Betkammer eingerichtet hatte. Das war zwanzig Jahre vor der Errichtung der Einsiedelei, die östlich an die Betkammer anschließt und nach Plänen von Erzherzog Maximilian III, dem Deutschmeister, gebaut wurde. „Maximilian wollte einen stillen Ort für sich schaffen, in den er sich bei seinen Aufenthalten in Innsbruck zurückziehen konnte“, so Massani. Viel hatte Maximilian nicht von dieser Einrichtung, da er bereits drei Jahre nach der Errichtung der Eremitage starb. Aber seine Einsiedelei zählt zum Eigentümlichsten, was das Kloster der Kapuziner in Innsbruck zu bieten hat.
Dr. Heinz Wieser