Eindrucksvolle Ostergräber im Raum Innsbruck

Besuch der Heiligen Gräber von Schönberg, Igls, Patsch und Ellbögen

 Foto: Heiliges Grab in der Pfarrkirche von Patsch

Der Innsbrucker Volkskundler und Kunsthistoriker Dr. Reinhard Rampold führte am 6. April die Mitglieder des mit Obfrau Herlinde Keuschnigg erschienenen Freundeskreises des Tiroler Volkskunstmuseums und den Vertretern des Forum Land zu den eindrucksvollsten Ostergräbern im Innsbrucker Raum. Es wurden vier Heilige Gräber besucht, die aus unterschiedlichen zeitlichen Epochen stammen und so einen Überblick über die stilistische Entwicklung dieses Brauches zeigen.                             

Die Ostergräber von Schönberg und Patsch vom Kuraten Johann Nepomuk Pfaundler aus den Jahren 1770 und 1780 vertreten den barocken Typus mit prachtvollen Kulissenaufbauten und reicher Symbolik, während das Igler Ostergrab von Josef Arnold dem Älteren romantisch geprägt ist und reichen vegetabilen Dekor zeigt. Kaum bekannt ist das 1937 entstandene Ostergrab der Ellbögener Pfarrkirche von Heinz Thaler, dem Sohn des berühmten Freskomalers Raffael Thaler, der ein eklektizistische Gesamtkunstwerk schuf, das Anleihen am Jugendstil und der Neuen Sachlichkeit nimmt und sekundär von Wolfram Köberl ergänzt wurde.

Der Besuch der Heiligen Gräber gehört für viele Menschen zu den schönsten Kindheitserinnerungen. Die früheste Nachricht von einem Hl. Grab in Tirol stammt aus dem Augustiner-Chorherrenstift Neustift bei Brixen Dort berichtet eine Urkunde aus dem Jahr 1343, dass am Karfreitag zwei Kerzen vor dem Heiligen Grab brannten. Ein weiterer Heilig-Grab-Rundbau, das sogenannte Lerschachkirchlein, steht auf dem Viktoriahügel in Toblach.

Kaiser Josef II. hatte kein Verständnis für die Heiligen Gräber und sagte dem Ostergrab den Kampf an. Durch die „k.k. Gottesdienstordnung für Tirol und Vorarlberg" vom 3. April 1786 wurden neben dem Rorateamt, dem Wettersegen, dem Zelebrieren hl. Messen an Seitenaltären auch das Heilige Grab und die Auferstehungsfeier verboten. 

Bischof Dr. Reinhold Stecher sagte einmal über die Bedeutung der Ostergräber: „Das Heilige Grab hat wie viele Formen der Volksfrömmigkeit einen Zug zum Schauen. Nicht zu jenem hektischen, sprunghaft-nervösen Schauen vor jagenden Bildern, wie sie unsere Zeit serviert, sondern zu einer Art von Schauen, mit der Kinderaugen eben auf buntflackernden Kugeln ruhen, und auf dem verhüllenden Schleier vor der Monstranz, und das unwillkürlich zu einem Ahnen des großen Geheimnisses hinleitet". Propst Prälat Dr. Josef Weingartner erzählte: "Mit den Eltern in die Stadt Lienz zu dürfen und dort mit meiner Cousine und ihren Nachbarkindern zu spielen oder am Karfreitag die Heiligen Gräber zu besuchen, war wohl das Höchste, was mir das Leben vorläufig zu bieten hatte."
                                                                                                                                       Dr. Heinz Wieser

 

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