Foto: 2. Station: Jesus nimmt das shwere Kreuz auf seine Schultern
Der Freundeskreis des Tiroler Volkskunstmuseums mit Obfrau Herlinde Keuschnigg und Mitgliedern des Forum Land erlebten am 30. März eine beeindruckende Kreuzweg-Führung mit Gefängnisseelsorger Mag. Andreas Liebl MA in der mystischen Krypta der Innsbrucker Jesuitenkirche. Dort gab es unter dem Motto „Grenzen überwinden“ eine Betrachtung von acht der 14 vom bekannten Osttiroler Künstler Oswald Kollreider (1922-2017) im Jahr 1957 für die Innsbrucker Justizanstaltskirche geschaffenen Kreuzwegstationen. Ebenfalls anwesend war bei diesem noch bis Karsamstag zu besuchenden Leidensweg Christi, der gewissermaßen einen Andachtsraum bildet und eine Brücke zwischen den Lebenswirklichkeiten der freien „Welt draußen“ und der Welt hinter Gittern“, der Neffe des Künstlers mit gleichlautenden Namen Oswald Kollreider. Dieser wies daraufhin, dass sein Onkel sich stets mit dem Leiden Christi intensiv befasste und mehrere Kreuzwege schuf. Er gab seinem Auditorium einen interessanten Einblick in die Geschichte des Kreuzweges.
Jesuiten sind in Innsbruck u.a. auch in der Gefängnisseelsorge tätig. Für Nichtgefangene ist der Kreuzweg von Oswald Kollreider normal nicht zugänglich. Dazu kommt eine weitere „Zeiten- und Ortsbrücke“. Der Ort Krynytschna, wo Kollreider im August 1943 seine schicksalhafte Kriegsverletzung davontrug, liegt 20km nordöstlich von Donezk in Richtung Kramatorsk, in einer jener Gegenden, aus der uns heute fast täglich kriegerische Schreckensnachrichten erreichen.
Dazu Andreas Liebl wörtlich: „Lebenswege, die sich von meinen scheinbar unterscheiden. Und dann stellt sich mir als Gefängnisseelsorger die Frage: Was kann ich geben? Den ersten Schritt kann ich hinter Dir, Jesus, hergehen, sehen was Du sagst und wie Du handelst. Der zweite Schritt fällt schwerer: Selber zuhandeln! Oft drücke ich mich.“
Zentrales Thema für Oswald Kollreider, geboren in St. Oswald/Kartitsch in Osttirol, war die Darstellung des Menschen in allen Facetten: Porträts, Aktzeichnungen, Menschen bei der Arbeit. Seine sakrale Kunst, darunter auch mehrere Kreuzwege, hat innerhalb des großen Gesamtwerkes einen hohen Stellenwert.
Dr. Heinz Wieser