Die Obfrau des Freundeskreises des Tiroler Volkskunstmuseums, Herlinde Keuschnigg, konnte am 7. Jänner rund 30 Mitglieder ihres Vereines und des Forums Land im Tiroler Volkskunstmuseum in Innsbruck zu einer interessanten von Krippenbauer Dr. Franz Jäger gestalteten Krippenführung begrüßen.
Plank-Krippe, Thaur / Rum um 1880

Der Vortragende verstand es, sein Auditorium in die Geheimnisse der Krippen, ihrer Gestaltung sowie ihrer Herkunft und Geschichte, verbunden mit theologischen Aussagen, einzuführen. Man war immer der Meinung, dass die Krippe Segen ins Haus bringt. „Für mich sind die Krippen Ausdruck der Volksfrömmigkeit.“, sagte Franz Jäger. Er zog treffende Vergleiche zwischen den einzelnen Krippen, wobei die einen nach dem Konzil von Trient (1545 bis 1563) hochbarock mit einer Engelgalerie ganz im Sinne des byzantischen Hofzeremoniells die Ankunft Gottes verkünden und bei anderen die Engel als Weis-Engel jeweils einzeln bei jedem Hirten stehen, was seit dem 13. Jahrhundert ganz im Sinne des Psalms 90 zu bedeuten hat, dass jedem Menschen zu dessen Schutz ein Engel beigestellt ist. Die in der Krippe vorhandenen Weis-Engel zeigen den Hirten den Weg nach Bethlehem. Jäger wies auf Rolle die hl. 3 Könige als Magier auf der Suche nach Bethlehem hin. Damit wird uns zu verstehen gegeben, dass auch wir uns auf dem Weg in die Geburtstadt Jesu befinden. Meist wird - wieder ganz byzantinisch - in den Krippen die Muttergottes mit blauem Mantel und rotem Rock dargestellt. Auch Palmen sind vorhanden, von denen sich die Säulen ableiten, die auf Christus hinweisen. Die Hirten erinnern an die Schwächen und Zweifel der Menschen. Bei den seit dem 19. Jahrhundert durch die Heilig-Land-Pilger gebauten Krippen nach orientalischen Vorbildern, gibt es die Darstellung der Krippenfiguren in orientalischen Kleidern. Bei unseren Tiroler Krippen sind kaum Frauen zu finden, außer solche in dienenden oder arbeitenden Funktionen. Die modernen Schnitzer beziehen ins Krippengeschehen sehr wohl Frauen ein. Um Nachbarn oder Dorfbewohner zu den Krippen zu bringen, baute man oft ins dargestellte Heilsgeschehen abstruse Dinge wie beispielsweise eine Maus ein, die es dann zu suchen galt. Der Platz des hl. Josef ist oft nicht - wie man meinen möchte - bei der Muttergottes, er ist dann und wann vor der Krippe oder abseits davon zu finden, da er als "nur Nährvater" mit der Geburt Jesu nichts zu tun hat. Die Orthodoxie hat in ihren Darstellungen den hl. Josef immer aus dem Stall verbannt. Schließlich trägt der Verkündigungsengel zum Zeichen der Überbringung seiner Botschaft einen Stab.
Dr. Heinz Wieser