Die Franziskaner an der Hofkirche zu Innsbruck werden mit Ende September die berühmte Schwarzmanderkirche verlassen. Die neue Provinzleitung der Franziskanerprovinz Austria hat mit Schreiben 21. Juni 2021 entschieden, das Franziskanerkloster Innsbruck zu schließen. P. Egwin Raffl wird Ende September ins Kloster Hall in Tirol übersiedeln und P. Rupert Schwarzl nach nur vier Innsbrucker Jahren ins Kloster Graz. Aus diesem Anlass hat die Obfrau des Freundeskreises des Tiroler Volkskunstmuseums, Herlinde Keuschnigg, am 19. August dem scheidenden Rektor der Hofkirche, Pater Rupert Schwarzl OFM, den besonderen Dank des Freundeskreises übermittelt und Schwarzls Wirken gewürdigt. Bei dieser kleinen Feier, an der auch der Leiter des Tiroler Volkskunstmuseums, Mag. Dr. Karl C. Berger teilnahm, gab der begabte Prediger und beliebte Seelsorger einige Anekdoten zum Besten. Dann aber formulierte er auch sein besonderes Anliegen. Dazu zählen die Verkündigung des Evangeliums als Frohbotschaft und die Beichte: “Allein das ist es wert, Priester zu sein, dass Menschen das Paktl ihrer Schuld abgeben und befreit in den Alltag zurückkehren können.“ Er erzählte von der Tradition, dass jeder Mitbruder beim Eintritt eine Nummer erhält. Als er 1966 in Telfs bei den Franziskanern eingetreten war, erhielt er die Nummer 167. Beim Tod eines Mitbruders rücken die anderen jeweils eine Nummer vor. P. Rupert ist inzwischen bei Nr. 23 angelangt. Pater Rupert weiter: „Ich war 35 Jahre lang ohne Unterbrechung in unterschiedlichsten Leitungsfunktionen im Orden tätig. Jetzt freue ich mich sehr darauf, im Kloster in Graz einfach nur Seelsorger sein zu können.“
P. Rupert Schwarzl OFM

Pater Rupert (Heinrich) Schwarzl OFM kam am 7. Oktober 1947 in Lienz als Sohn des Johann (Gemeindesekretär) und der Florentine Schwarzl, geb. Weigand zur Welt und wuchs in Kals in Osttirol mit noch fünf Geschwistern auf. Nach dem Besuch des Franziskanergymnasiums Hall i.T. trat er in den Franziskanerorden ein. Aus der Hand von Bischof DDr. Paulus Rusch erhielt er am 29. Juni 1972 in Silz die Priesterweihe. Sodann war er elf Jahre als Präfekt und Professor in Hall tätig. Dann kamen „meine seelsorglich schönsten und wichtigsten Jahre“ als Novizenmeister, Spitalsseelsorger und Mitarbeiter der Pfarre in Reutte." Ab 2001 war er Provinzial der Franziskaner zwischen Bozen und Baumgartenberg in Oberösterreich und von 2000 bis 2001 Spiritual im Priesterseminar Innsbruck, dann Provinzsekretär der Tiroler Franziskanerprovinz 2000 – 2001, erster Provinzial der mit Südtirol vereinten Tiroler Franziskanerprovinz von 2001 – 2004. In diesem Jahr erfolgte die Wiederwahl als Provinzial der neuen Tiroler Franziskanerprovinz und 2010 die Ernennung zum Konsistorialrat der Erzdiözese Salzburg.
Die Tätigkeit der Franziskaner in Tirol war seit jeher sehr vielseitig durch die Seelsorge. Seit dem 18. Jahrhundert haben sie sehr viele Volksmissionen gehalten. Die 1580 gegründete „Tiroler Franziskanerprovinz vom hl. Leopold“ wurde 1934 unter schwierigen politischen Umständen geteilt und die Südtiroler Klöster zur „Bozner Franziskanerprovinz vom hl. Franziskus“ erhoben. 2001 Jahren wurden die beiden Franziskanerprovinzen Nordtirols und Südtirols wieder eins. Die dadurch entstandene Österreichische Franziskanerprovinz Austria umfasst alle franziskanischen Klöster in Österreich und Südtirol und steht wieder unter dem Patronat des hl. Leopold von Österreich.Es mag erstaunlich klingen, aber der Stil des franziskanischen Lebens ist heute wieder gefragt. Dieser Lebensstil wurde bereits von Franz v. Assisi 1223 in 12 kurzen Kapiteln festgelegt. Wegen des Priestermangels in deutschen Landen, wurde die Hofkirche 1564 Franziskanern aus der Provinz Venedig übergeben. Das Land Tirol hat in den 1970er Jahren ein neues Klostergebäude errichtet und dieses mit Schenkungsvertrag der Tiroler Franziskaner Ordensprovinz unentgeltlich übergeben. Zur 50-Jahrfeier der Republik Österreich im Jahre 1968 wurde auf Wunsch der Tiroler Landesregierung die Hofkirche dem Land Tirol im Eigentum übertragen.
Dr. Heinz Wieser