Italienisches Innsbruck

Auf den Spuren einstiger italienischsprachiger Mitbürger

Die aktuelle im Tiroler Volkskunstmuseum zu besuchende Ausstellung „Al Lavoro-Über die Zuwanderung aus dem Trentino im 19. Jahrhundert“ zeichnet diesen vergessenen Teil der Geschichte Tirols nach. Aus diesem Anlass gab es am 10. Juni mit Dr. Gerhard Hetfleisch (ZeMiT) und Mag. Anita Konrad eine interessante Spurensuche bezüglich einstiger italienischsprachiger Mitbürger durch Innsbruck, auf die sich die mit Obfrau Herlinde Keuschnigg erschienenen Mitglieder des Freundeskreises des Tiroler Volkskunstmuseums  begaben. 

Blick auf das Gasthaus"Weißes Kreuz", das bei den Ausschreitungen im Jahre 1904 im Mittelpunkt stand

Auf dieser Exkursion gab es von Dr. Hetfleisch  ausführliche, lebensnahe Ausführungen zu den kaum mehr bekannten „Fatti di Innsbruck“ (Ereignisse von Innsbruck) über die gewaltsamen, nationalistisch motivierten Auseinandersetzungen zwischen deutschnationalen und italienischen Studenten an der Universität Innsbruck anlässlich der Eröffnung der italienischen Rechtsfakultät im Jahr 1904. Die Ausschreitungen forderten ein Todesopfer aufseiten der antiitalienischen Demonstranten. Die durch die Tumulte angeheizte Stimmung entlud sich am 4. und 5. November in Exzessen gegen italienische Geschäfte und Einrichtungen in Innsbruck, wobei auch die neu eröffnete Rechtsfakultät von einer aufgebrachten Menge gestürmt und verwüstet wurde. Die Ausschreitungen, bei denen das Gasthaus „Weißes Kreuz“ und das Palais Trapp eine Rolle spielten, ebbten schließlich mit der Verhaftung von 138 Vertretern der italienischen Studentenschaft – unter ihnen auch die Trentiner Vertreter wie Cesare Battisti und Alcide Degasperi, allmählich ab. Die Verhafteten wurden erst nach mehrwöchigem Arrestaufenthalt entlassen. In der Zwischenzeit wurden die italienischen Lehrveranstaltungen an der Universität Innsbruck bereits am 7. November wieder eingestellt; am 17. November wurde die italienische Rechtsfakultät offiziell aufgelöst. Mag. Anita Konrad befasste sich mit der gesellschaftlichen Situation von damals und erwähnte, dass viele Häuser in italienischem Besitz waren. Als Beispiel führte sie das Scherer Schlössl in der Höttinger Au an, das vom Maler und Baumeister Johann Coleto von Padua erbaut und 1696 verkaufte wurde. Besitzer wurde dann später der wohlhabende Ratsbürger und aus Savoyen stammende Claudio Delevo, der zweimal Bürgermeister war, Weinhandel betrieb und unter den Lauben ein Tuchgeschäft führte. Er begründete das „Delevohaus“ seiner Mutter als Gasthaus in der Neustadt, also in der Maria-Theresienstraße. Auch die jeweiligen aus Italien stammenden Fürstinnen wie Bianca Maria Sforza, Katharina von Gonzaga oder Claudia de Medici hinterließen in Innsbruck und Tirol ihre Spuren. In der Leopoldstraße wiesen beide Vortragenden darauf hin, dass es in diesem Bereich italienische Hotels gab, die nicht mehr existieren. In dieser Gegend waren auch viele italienische Vereine beheimatet wie Arbeitervereine, Kulturvereine oder auch Turnvereine.

Dr. Heinz Wieser

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