Al Lavoro

Zuwanderung aus dem Trentino im 19. Jahrhundert

Als „Dialog im kleinen Rahmen“ mit dem Leiter des Tiroler Volkskunstmuseums, Mag. Dr. Karl. C. Berger auf Grund der aktuellen Coronazeit, in der keine Führungen angeboten werden können, wurde am 26. Mai im Tiroler Landesmuseum-Ferdinandeum den Mitgliedern des Freundeskreises mit Obfrau Herlinde Keuschnigg mit dem Besuch der Sonderausstellung „Al lavoro“ eine mobile Ausstellungsauskunft angeboten. Bis 26. Oktober ist im Tiroler Volkskunstmuseum diese Sonder-Ausstellung zu sehen. Diese einmalige Präsentation, die sich mit der Zuwanderung aus dem Trentino im 19. Jahrhundert befasst, weist auf die historische Dimension mit ihren kulturellen Vernetzungen hin, die sich mit der Euregio als einem Kulturraum widmet und ein Teil des Programms des Euregio-Museumsjahres 2021 ist. Seit dem Spätmittelalter ist Tirol in seiner Gesamtheit ein mehrsprachiges Land. Der Kontakt zwischen den deutsch-und italienischsprachigen Gebieten ist intensiv, die kukurellen und sprachlichen Unterschiede spieglen die Vielfalt des Landes wider.

Ein Blick in die interessante Ausstellung

Im 19. Jahrhundert führten politische und wirtschaftliche Veränderungen zu einer verstärkten Migrationsbewegung. Viele Trentiner ziehen in den nördlichen Landesteil, um dort im Eisenbahnbau, im Baugewerbe oder in der Textilindustrie zu arbeiten oder eine Ausbildung zu absolvieren. In diesem Zusammenhang ist eine große Tafel mit der Karte des alten großen Landes Tirol interessant, auf der Fotos mit Lebensläufen von zum Teil bekannten Persönlichkeiten zu sehen sind, die damals zu uns kamen. Wir kennen alle die Familiennamen wie z. B. Ischia, Negrelli, Bossi- Fedrigotti, Matuella, Stenico, Dapra' oder Zanon u.v.m. Auf dieser Tafel ist noch Platz für weitere Geschichten aus dem Trentino. Deshalb kann man jederzeit Fotos, Biographien und andere Dokumente im Tiroler Volkskunstmuseum abgeben. Bis zum Ersten Weltkrieg war der Anteil der italienischsprachigen Bevölkerung Innsbrucks auf etwa 18 Prozent angewachsen. Erst nationalistische Sichtweisen und die von deutschnationalen Eiferern propagierte „Verwalschung“ führen zu Spannungen: Gesellschaftliche Konflikte werden zu Sprachproblemen umgedeutet, während sprachliche und ethnische Unterschiede für soziale Probleme verantwortlich gemacht werden. Das Italienische wird als nicht gleichwertig beurteilt. Die Unfähigkeit, dem Trentino Autonomie zuzugestehen, ist weiterer Nährboden. Diese Zeit prägt das Erscheinungsbild Tirols bis heute. Die Spannungen eskalieren 1904 in den „Fatti di Innsbruck“, blutigen Auseinandersetzungen zwischen italienischsprachigen und deutschnationalen Studierenden., wobei es ein Todesopfer gab. Das Italienische wird in Tirol zunehmend als Fremdkörper wahrgenommen. Die Sonderausstellung ist eine Kooperation mit dem Zentrum für Migranten in Tirol (ZeMiT). Sie führt einen Ausstellungsschwerpunkt fort, durch welchen Migration einen sichtbaren Platz im Museum und in der Geschichtsschreibung Tirols erhält. Die Ausstellung widmet sich einem kaum beachteten, fast vergessenen Teil der Geschichte Tirols.

Dr. Heinz Wieser

 

 

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