Jüdischer Friedhof

Berührende Führung

„Bei den Novemberpogromen war es 1938 auch in Innsbruck zu blutigen Ausschreitungen gekommen. Drei Menschen wurden ermordet, darunter der Leiter der Kultusgemeinde. Ein weiteres Opfer starb kurze Zeit später an den Folgen der Übergriffe. Viele jüdische Wohnungen und Geschäfte wurden in der Reichskristallnacht geplündert und zerstört, die Synagoge in der Sillgasse verwüstet". Dies berichtete ao. Univ. Prof. Dr. Peter Stöger den Mitgliedern des Freundeskreises des Tiroler Volkskunstmuseums mit Obfrau Herlinde Keuschnigg am 21. Mai im Bereich des jüdischen Friedhofs in Innsbruck, auf dem die Geschichte der jüdischen Bevölkerung der Stadt in ihrer ganzen Vielfalt gewissermaßen nachlesbar ist.

Blick in den jüdischen Friedhof (Westfriedhof), Innsbruck

Prof. Stöger, der dem betroffenen Auditorium in ergreifender Weise das Leben und Schicksal der Juden Tirols anhand der Erklärung verschiedener letzter Ruhestätten jüdischer Mitbürger vergegenwärtigte, erinnerte daran, dass diese Bürger der Stadt Innsbruck und des Landes Tirol im Ersten Weltkrieg österreichische Soldaten waren und für ihr Vaterland und ihre Heimat Tirol gekämpft haben. Entlang der Mauer im Norden befinden sich diese Gräber von gefallenen jüdischen Soldaten aus allen Teilen der Monarchie. Jüdische Mitbürger standen im Wirtschaftsleben, im kulturellen Leben, im gesellschaftlichen Leben Tirols. Und dies schon seit Generationen in vielfältiger Verbundenheit mit anderen Bürgern in gegenseitiger Wertschätzung. In Erinnerung an die leidvolle Vergangenheit zitierte Prof. Dr Peter Stöger Zeitungsartikel aus dem Jahre 1899, aus denen hervorgeht, dass man von Juden geführte Geschäfte meiden sollte. Auch private Briefe, die dieses große Leiden bestätigen, verlas der Vortragende. Interessant waren Stögers Erklärungen wie die Namen jüdischer Mitbürger zustande kamen und warum kleine Steine auf Gräbern gelegt werden. Diese Steine erinnern an die Kennzeichnung von Gräbern in den vierzig Wüstenjahren der Israeliten.
Ein verwitterter Grabstein mit kaum mehr lesbarer hebräischer Inschrift dürfte das älteste erhalten gebliebene Grab bezeichnen. An der Ostmauer erinnert eine Tafel an die Opfer der Shoa. Auf manchen Grabsteinen sind auch Angehörige als Opfer des Holocaust vermerkt.

                                   Dr. Heinz Wieser                                                                                                                   

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