Mit Obfrau Herlinde Keuschnigg hatten am 26. Februar Mitglieder des Freundeskreises des Tiroler Volkskunstmuseums und des Forum Land ein besonderes Erlebnis:
Museumsleiter Mag. Dr. Karl C. Berger präsentierte die sich am Dachboden des Museums befindlichen Kunstschmiedeschätze. Uralte Feuerböcke, schmiedeeiserne Beleuchtungskörper aus längst vergangenen Tagen und Gebrauchsgegenstände zieren den Eingangsbereich zum ehemals klösterlichen Dachboden. Sodann stellte Dr. Berger rund 60 Kunstschmiedekreuze aus dem 17., 18. und 19. Jahrhundert vor, die sich meist durch präzise Schmiedearbeit auszeichnen.
Foto: Schmiedeeisernes Grabkreuz aus längst vergangenen Tagen.

Museumsleiter Berger führte die Anwesenden weit in die Geschichte der Schmiedekunst. Von der ganzen Kunstschlosserei erhielt sich eigenartigerweise ein Zweig, die Fertigung schmiedeeiserner Grabkreuze. Ursprünglich konnten sich nur Adel und wohlhabende Bürger in den Städten künstlerisch gearbeitete Grabsteine leisten. Das Landvolk kannte nur Holzkreuze zur Kennzeichnung der Gräber und manchmal Weihwasserschalen auf Stangen. Der italienische Kaplan und Sekretär Antonio de Beatis des Kardinals Luigi von Aragon, schreibt im Jahre 1517, dass auf den Friedhöfen viele Kreuze, auch Weihwasserkesselchen, an Holzpflöcken befestigt standen. Diese Weihwasserständer wurden im Oberinntal nach 1650 von Schlossern zu Grabkreuzen umgestaltet. Zuerst wurde der Eisenständer oben mit einer Blüte oder einem Kreuz abgeschlossen und der dreieckige Schenkel zum Weihwasserbecken mit aus Blech ausgeschnittenen Ornamenten, Blättern, Blüten und Wappenschildern gefüllt. Aus diesen Kesselträgern entwickelten sich um 1700 dann in ganz Tirol die schmiedeeisernen Grabkreuze. Berühmte Meister schufen die herrlichen Kreuze im Stil des Rokoko und des Biedermeier, aber auch Fensterkorbgitter und Wirtshausschilder. Das Kunstschmieden überdauerte in Tirol auch die schwierigen Zeiten des 19. Jahrhunderts und erlebt in unserer Zeit wieder einen beachtlichen Aufschwung.
Dr. Heinz Wieser